Chello zusammen Ich habe mal den neuen Geschäftsprüfungsdelegationsbericht gelesen, der über die Aktivitäten 2015 der Schweizer Geheimdienstkontrolle informiert: http://www.parlament.ch/d/dokumentation/berichte/berichte-aufsichtskommissionen/geschaeftspruefungskommission-GPK/berichte-2016/Documents/jahresbericht-gpk-gpdel-2015-d.pdf Wichtige Punkte: ================ - S.63: Die GPDel hat an durchschnittlich 11.5 Tagen im Jahr 2015 die Nachrichtendienste kontrolliert (auch Militärnachrichten MND; nicht nur NDB). - S.64: MND wird irgendwie geartet gestärkt. - S.65: Offenbar war der BND für eine Gruppe "Luftkriegsführung" zuständig; das macht jetzt der MND. - S.65: Die GPDel sieht die "Kabelaufklärung" schon im Kommen. - S.65ff.: Der NDB hat seit 2011 1.5 Millionen Datensätze aus Flugpassagierdaten erhalten. Dabei hat er Recht übertreten, weil er auch Schweizer Passagierdaten erhalten und verwertet hat. (Presse hat dazu berichtet. [0]) - S.67: Offenbar hat der Bundesrat zum ersten Mal ein Tätigkeitsverbot ausgesprochen, seit dem die Möglichkeit dazu (BWIS II light) besteht. - S.68: Noch immer (seit 2003 (und speziell 2007)) überprüft die GPDel die Rechtmässigkeit der Funkaufklärung; hier könnte einmal eine Klage wohl helfen, dieser Massenüberwachung ein Ende zu setzen. - S.68: Die "geheimen" VBS-Projekte scheinen eine obskure Finanzierung zu haben, wo Schritte da zu sein scheinen, das ein bisschen sauberer (schweizerischer?) zu machen. - S.68: Im Austasuch mit der AB-BA (Aufsicht über die Bundesanwaltschaft) wurde Probleme erkannt, wo das Treiben von NDB und BA (unter dem NDG) zu Konflikten führen. Im Bericht gehts an der Stelle um Ermittlungen der BA im Staatsschutzbereich, d. h. gerade diese wird auch schon präventiv tätig, wenn klar Gefahren für die Schweiz sichtbar werden. Dafür braucht es keinen NDB. Wird der zudem mit dem NDG aufgerüstet, entstehen Zuständigkeitsprobleme. Zudem kann gemutmasst werden, dass der Informationsfluss BA-NDB eher abnimmt, wenn ein eigentlicher mächtiger NDB mit dem NDG entsteht, und dieser quasi nimmer auf die BA angewiesen ist, "Gefahren" für die Schweiz zu entdecken (bzw. zu fabrizieren). - S.69: Etwas besorgniserrend erscheint, dass es für die Datenbanksysteme des NDB offenbar Rechtstexte (konkret: Verordnungen, die vom Bundesrat erlassen werden) gibt, die nicht publiziert sind und trotzdem gelten oder in anderen Fällen einfach fehlerhaft sind. - S.70: Obwohl eigentlich der NDB Open-Source-Intelligence OSINT betreiben darf und können sollte, screent vor allem offenbar die Bundeskriminalpolizei BKD das Internet nach "strafbaren Inhalten". - S.70ff.: Interessant für eine BGÖ-Anfrage erscheint, dass auf Grund der Snowden-Enthüllungen der Grundauftrag des NDB sich offenbar schon 2014 geändert haben soll. Da wäre spannend zu wissen, was denn der NDB noch nicht wusste, was er erst aus der Zeitung erfahren haben soll. - S.70: Offenbar enthielt der neue Grundauftrag die Möglichkeit, dass der NDB Überwachungsdaten ein bisschen weiteren sharen kann. Die GPDel hat da eingeschritten und die Praxis dürfte sich seit Mitte Dezember 2015 (offiziell) geändert haben. - S.71: Nochmal schön zusammengefasst im Bericht; aus den 20.5 Stellen, die in der Botschaft zum NDG stehen, sind schon (anerkannte) 80 geworden. - S.72ff: Der NDB hat die Freitextsuche entdeckt. Im System mit dem weltpolitisch mittlerweile ungünstigen Namen "ISIS" war eine Volltextsuche nicht möglich, weil Datensätze absichtlich als Bilddaten abgelegt wurden; neue soll ein bisschen XKeyscore- oder "Google-I-Feel-Lucky"- Funktionalität ermöglicht. - S.75: Offenbar verfügt der NDB mittlerweile über ein Risikomanagement in Sachen Informatik; als das letzte Mal jemand mit Festplatten aus dem Berner Pentagon lief, war das direkt der wichtigste Datenbankadministrator und es gab gar kein Risikomanagent. Noch aber sind nicht alle Massnahmen ergriffen, so dass Luft für Skandale bleibt. - S.76: Es gibt externe Mitarbeitende, die keine Bundesangestellte sind, und privilegierte Zugänge zu NDB-Systemen, -Personen oder -prozesse haben. Nicht alle sind "sicherheitsüberprüft". - S.79: Sehr schön ist, wie die GPDel nach einem Treffen mit der französischen Geheimdienstkontrolle zu verstehen beginnt, was das NDG überhaupt bedeutet [dass es den Zuständen da nahe kommt]. Greets Hernani [0] http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/nachrichtendienst-erhaelt-auch-flugdaten-von-schweizern/story/25125843