Es gibt ihn noch, den Wahnsinn, der Methode hat. Die zeitgenössische Variante heisst „Politische Korrektheit“ und kommt in ihren Auswirkungen einer Gehirnwäsche gleich. Wohl selten zuvor gab es in angeblich freien Gesellschaften so viele Tabus, so viele Denkverbote, ein solches Ausmass an verrückter Verballhornung der Sprache und eine so dreiste Bewusstseinslenkung wie in Zeiten der angeblichen „Politischen Korrektheit“, die schon vor vielen Jahren aus den USA nach Europa herüber schwappte und seither auch hier fröhliche Urständ’ feiert. Die Gesinnungspolizisten haben ganze Arbeit geleistet. Viele Menschen akzeptieren in vorauseilendem Gehorsam die ihnen von selbsternannten Tugendwächtern und anmassenden Volkspädagogen auferlegten „Spielregeln“. Manche Begriffe, die gestern noch selbstverständlicher Teil unseres Wortschatzes waren, wurden durch lächerliche Sprachschöpfungen ersetzt. So kann es dann passieren, dass in angesehenen deutschsprachigen Tageszeitungen Schlagzeilen erscheinen wie diese: „Rotationseuropäer: Immer mehr Wohnungseinbrüche durch Kinderbanden“. Eines nicht allzu fernen Tages werden wir beim Operettenbesuch wohl den „Rotationseuropäer-Baron“ zu hören bekommen. Und wenn „Rotationseuropäer“ stehlen, dann nehmen sie sich eben nur „Überflüssiges“. Das ist nicht etwa kriminell, sondern eine „kulturelle Eigenart“, die westliche Gesellschaften als Bereicherung empfinden sollen. Schliesslich, so wird uns politisch korrekt erzählt, seien Rumänen und Bulgaren die „Preussen des Balkans“. Jahrzehntelang fand in Österreich niemand etwas dabei, als Dessert oder zum Nachmittagskaffee einen „Mohr im Hemd“ zu bestellen. Dabei handelt es sich um einen dunklen Gugelhupf mit Schokoladensosse und Sahne. Die Süssspeise wurde anlässlich der ersten Aufführung von Verdis Otello in Wien im Jahr 1888 kreiert. Über 120 Jahre hat dieser Begriff niemanden gestört – bis die PC-Tugendwächter einen Proteststurm auslösten, weil „Mohr im Hemd“ angeblich rassistisch sei. Und stellvertretend für den Gender-Wahnsinn sei an dieser Stelle nur der Beschluss der Uni Leipzig vom Juni 2013 erwähnt, wonach auch ein männlicher Professor hinfort „Professorin“ genannt werden soll: Herr Professorin... Da braucht es offenbar eine ganze „Frau“schaft von Therpeuten. Und gewaltbereite Jugendliche gelten plötzlich als „verhaltensoriginell“. Man könnte diese Liste beliebig verlängern. Sie liest sich wie Eintragungen ins Logbuch des Narrenschiffs. Die politisch korrekte Vergewaltigung der Sprache ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere: Mit Tabus und Denkverboten wird ganz gezielt und vorsätzlich der Pluralismus der Meinungsbildung eingeschränkt. Die noch künftige Generationen belastende angebliche Euro-Rettung galt plötzlich als „alternativlos“, obwohl doch an und für sich jeder vernunftgegabte Mensch weiss, dass im Leben nur der Tod alternativlos ist. Wer dennoch gegen den Euro-Kurs opponiert, wird schnell in die rechte Ecke gestellt und zur „Unperson“ erklärt. Selbstverständlich überwachen die PC-Wächter unser Konsumverhalten. Raucher haben wir schon vor vielen Jahren vor die Tür geschickt und als Menschen zweiter Klasse stigmatisiert. Auch Alkohol ist höchst suspekt, allenfalls ein Gläschen Bio-Wein wird goutiert. Vorausgesetzt, man trinkt es mit echt schlechtem Gewissen. „ Und selbstverständlich sollen wir ökologisch und nachhaltig handeln. Ein politisch korrekter Verbraucher verschwendet kein Wasser. Punktum. Ihm ist es egal, ob sich in den nicht ausgelasteten Wasserleitungen dadurch Keime ansiedeln oder die Korrosion voranschreitet. Hauptsache, er spart. Oder er glaubt, zu sparen. Denn wegen dieser Sparsamkeit der Verbaucher müssen die Rohrleitungsnetze häufiger gespült werden, damit die Trinkwasserqualität erhalten bleibt. Mit anderen Worten: Was Haushalte und Gewerbetreibende an Wasser sparen, wird von Wasser- und Abwasserbetrieben für verstärkte Rohrnetz- und Kanalspülung benötigt. Dass die Verbraucher die sogenannte Energiewende bejubeln und immer tiefer in die Tasche greifen müssen, dass neosozialistische Umverteilungsstaaten fleissige Menschen mit Steuern und Abgaben immer dreister abzocken, dass eine gigantische Gutmenschen-Bürokratie die Bürger kujoniert und ihnen jahrzehntelang auf der Tasche liegt – das alles und noch viel mehr nimmt der politisch Korrekte klaglos hin. Bleibt die Frage: Cui bono? Wem nutzt der politisch korrekte Wahnsinn? Zunächst dem Mainstream in Politik, Gesellschaft und Medien. Wenn bestimmte Themen tabuisiert werden, bewegt sich der Mainstream – dem Zug der Lemminge gleich – in eine gewünschte Richtung. Politisch korrekt eingestellte Bürger sind leichter zu steuern und zu beeinflussen als unbequeme Querdenker. Die Menschen fürchten die soziale Ausgrenzung, wenn sie nicht auf dem vorgegebenen Pfad der „Politischen Korrektheit“ wandeln. Nur in einer durch den Mainstream disziplinierten Gesellschaft nehmen es zum Beispiel die Sparer hin, dass sie durch Minizinsen schleichend enteignet werden, um Pleitestaaten und Zockerbanken über Wasser zu halten. Und dann ist da noch die milliardenschwere Gutmenschen-Branche, die fantastisch von der Gehirnwäsche profitiert – all die angeblichen Bio-Hersteller, die alternativen Energie-Lieferanten, das Heer von Frauen-, Nachhaltigkeits-, Compliance- und Irgendwas-Beauftragten, die politisch korrekten Beratungsunternehmen und die Wohlfahrtsindustrie. „Eure Zeit ist begrenzt. Vergeudet die Zeit nicht, indem ihr das Leben anderer lebt. Tappt nicht in die Falle von Dogmen, das wäre ein Leben nach dem Denken anderer Leute. Lasst den Lärm der anderen Meinungen nicht eure innere Stimme übertönen“. Das rief Apple-Gründer Steve Jobs im Jahr 2005 jungen Akademikern zu – wenige Jahre vor seinem Tod. Eine wichtige Mahnung, ausgerechnet aus einem Land, in dem die „Politische Korrektheit“ erfunden wurde.