OSTERMEYER macht deutlich, zu welchen Missständen das elterliche Recht auf Erziehung zwangsläufig führen muss: „So erweist sich die elterliche Gewalt als Vorposten einer autoritären Herrschaftsordnung im Intimbereich der Familie. Sie übt modellhaft die in der Gesellschaft gängigen Konfliktbearbeitungsmuster ein. Schon das Kind wird darauf abgerichtet, sich widerstandslos den Wünschen der Stärkeren zu fügen. Die Entrechtung des kleinen Mannes in der Gesellschaft geht nur deshalb so glatt über die Bühne, weil die Entrechtung des kleinen Kindes ihr vorgearbeitet hat und sie als naturgegeben erscheinen läßt. (...) Die elterliche Gewalt ist Musterbeispiel und Vorbedingung einer unfreien und irrationalen Gesellschaftsordnung, in der jederzeit der Stärkere den Schwächeren unter die Stiefel tritt und in der trotz formaler demokratischer Verfassung Gegensätze nicht rational diskutiert und ausgetragen werden können, weil die Gelegenheiten und die Fähigkeiten dazu von Beginn an konsequent unterdrückt und ausgemerzt werden. In solcher dumpfen Luft wachsen und wuchern faschistoide Keime, wenn wir als faschistisch die sadomasochistische Machtausübung und -anbetung ansehen, die der einzige Halt im Leben bleibt für die durch ihr Erziehungsschicksal seelisch angeschlagenen Menschen“