- In Befragungen unter der Bevölkerung betonen die meisten
- die Wichtigkeit von Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Ehrlichkeit und Nächstenliebe. Was aber leider viel zu
- oft fehlt sind Personen, die diese Werte ausleben – mit einem Wort: Vorbilder. Dabei müssen Menschen,
- die eine Leitbildfunktion erfüllen, nicht fehlerlos sein; entscheidend ist vielmehr, dass sie authentisch sind
- und das verkörpern, was sie sagen. Junge Menschen haben ein feines Gespür und merken schnell, wenn
- ihnen die Großen etwas vormachen oder das, was sie bei anderen erwarten, selbst nicht erfüllen.
- Aus Frust und Langeweile verbringen viele Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit in einer virtuellen
- Welt mit Computerspielen oder vor dem Fernseher, wo ihnen fragwürdige Inhalte geboten werden. Noch
- nie verfügten so viele Kinder über so viele Informationsquellen und so viel Wissen wie heute, doch sind
- die oft nicht in der Lage, damit adäquat umzugehen. „Sie vermissen einen ethischen Rahmen, der den Um-
- gang mit ihrem Wissen regelt. (...) Die Kinder des Informationszeitalters hungern nach echten Menschen-
- geschichten, doch »vergeuden« sie ihre Sehnsucht mit Mailen, SMS und Surfen in virtuellen Internetdör-
- fern“ (Horáková 2006).
- Die Medien berichten über steigende Kriminalitätsraten bei „Minderjährigen“, eine Zunahme von Ge-
- walthandlungen unter Jugendlichen und Kindern und von häufigen Schul- und Ausbildungsabbrüchen
- (vgl. Röll und Özgenc 1997; Hilbig 1998; Focus, 23/1998). Um dem entgegenzuwirken, werden staatliche
- Maßnahmen, kommunale Betreuungseinrichtungen, finanzielle Zuschüsse für Familien und bessere Prä-
- ventionsprogramme an den Schulen gefordert. Es wird viel diskutiert über Ursachen, Prognosen und Ab-
- hilfe schaffende Programme, doch effektive Lösungen sind keine in Sicht. Hat man aber je davon gehört,
- dass in Betracht gezogen worden wäre, jene Menschen mit einzubeziehen, die Kinder am besten verstehen,
- die bereit sind, ihnen die meiste Geduld, Aufmerksamkeit und Zuwendung entgegenbringen, für die es
- nicht Pflicht und Amt ist sondern Glück bedeutet, mit Heranwachsenden umzugehen, sie zu unterstützen
- und für ihr Wohl zu arbeiten? „Rossman (1976; d. Verf.) (...) betont, daß eine pädophile Beziehung oft
- sogar eine vorteilhafte Auswirkung haben kann, z.B. daß der Junge sich besser auf seine Schulaufgaben
- konzentriert, weniger dummes Zeug macht, umgänglicher wird und daß solche Beziehungen unmittelbar
- kriminalitätsvorbeugend wirken können“ (Hertoft 1989).
- Von einer solchen Einsicht ist die Gesellschaft noch weit entfernt. Im Gegenteil: Pädophile sollen künf-
- tig nach Möglichkeit gezielt und konsequent von einem offiziellen (beruflichen oder ehrenamtlichen) Um-
- gang mit Kindern und Jugendlichen ausgeschlossen werden (vgl. Deutscher Bundestag 2011a).