From Simon Schmid, 10 Years ago, written in Plain Text.
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  1. Das Southside Festival 2012 in der Retrospektive
  2. Filed under Festivals & Konzerte, Frontpage, Musik, aerzte, hurricane, justive, kakkmaddafakka, noel gallagher, southside, the cure, the xx
  3. Creator Simon Schmid
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  5. Mit dem Open Air St. Gallen fällt nächstes Wochenende der inoffizielle Startschuss zur Festival-Saison in der Schweiz. Unsere nördlichen Nachbarn sind uns da einiges voraus: bereits Anfang Juni fanden mit Rock am Ring und Rock im Park zwei grosse Open Air-Veranstaltungen statt. Seit 1999 wird von FKP Scorpio ein weiteres Zwillings-Festival veranstaltet – an einem Wochenende spielen die jeweils gleichen Bands am Hurricane und Southside Festival. Das Line-Up der diesjährigen Ausgabe ist auf www.southside.de einsehbar.
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  7. Während das Hurricane im nördlichen Scheeßel ausgetragen wird, findet das Southside in Neuhausen ob Eck, nahe des Bodensees, statt. Da die Anfahrt ans Southside mit dem Zug von St. Gallen aus nur rund 2,5 Stunden dauert, haben wir uns für das kleinere der zwei Festivals entschieden. „Klein“ ist in diesem Fall aber wohl das falsche Wort. Mit 55‘000 Besuchern war das Festival restlos ausverkauft. Zum Vergleich: am Open Air St. Gallen finden jeweils etwa halb so viele Leute Platz. Dementsprechend gross muss auch der Austragungsort sein. Als Location für die Grossveranstaltung dient seit zwölf Jahren der „Take-Off Geländepark“, ein alter Landeplatz der deutschen Bundeswehr. So viel zu den Rahmenbedingungen. Unsere Erfahrungen und Erlebnisse werde ich euch in chronologischer Reihenfolge präsentieren.
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  9. Donnerstag
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  11. Der Tag der Anreise. Um 12.31 Uhr steigen wir in den Zug nach Konstanz. Dort müssen wir ein erstes Mal umsteigen, danach gelangen wir über Singen nach Tuttlingen. Dank der erstmaligen Kooperation zwischen dem Southside und der Deutschen Bahn können wir in allen Nahverkehrszügen gratis reisen. In Tuttlingen angekommen stehen bereits einige Shuttles bereit, um uns zum Festival-Gelände zu bringen. Der Andrang war jedoch riesig, weshalb wir uns ein Taxi gegönnt haben. Die Fahrt nach Neuhausen ob Eck dauert von Tuttlingen aus noch rund 20 Minuten. Dank der Taxifahrt standen wir beim Anstehen bereits relativ weit vorne. Pünktlich um 16.00 Uhr öffneten sich die Tore zum Camping-Gelände. Für die Bändchen-Ausgabe haben die Veranstalter ein neues System ausgeklügelt. Statt eines Zelts wurden für die Ticket-Kontrolle deren zwei genutzt. Bei einem Zelt konnte man mit Gepäck anstehen, es entstand die sogenannte „Regular Lane“. In diese Schlange haben sich diejenigen begeben, die nach der Entgegennahme der Bändchen direkt zur Gepäck-Kontrolle und auf den Camping-Platz wollten. Durch das viele Gepäck musste man dort jedoch eine längere Wartezeit hinnehmen. Wir entschieden uns dafür, die im zweiten Zelt eingerichtete „Fast Lane“ zu nutzen. Dort war das Anstehen mit Gepäck untersagt. Deshalb hat die eine Person auf das gesamte Gepäck aufgepasst, während dem der Rest der Gruppe die Bändchen holen konnte. Danach wurde der Aufpasser abgelöst, sodass auch dieser durch die Ticket-Kontrolle konnte. Die Wartezeit betrug somit nur 15 Minuten. Der durchaus verkraftbare Nachteil bestand darin, dass man zuerst das gesamte Gepäck wieder holen musste, bevor man durch die Kontrolle und auf den Camping-Platz konnte. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir unsere Zelte und unseren Pavillon aufstellen. Danach haben wir das Camping-Gelände erkundigt. Noch während unserer Erkundungstour begann es zu regnen. Als wir zu unseren Zelten zurückkehrten, kam ein Sturm apokalyptischen Ausmasses auf. Bereits nach den ersten Böen flogen Zelte und Pavillons durch die Luft. Wir versuchten, den Schaden bei unseren Unterkünften gering zu halten, doch auch unser Pavillon sollte das Unwetter nicht überstehen. In Extremis haben wir ihn so zusammenlegen können, dass er nicht unkontrolliert durch die Luft flog. Danach haben wir uns unseren zwei Zelten gewidmet, diese haben den Sturm glücklicherweise unbeschadet überstanden.  Als das Wetter sich wieder beruhigte, ging es auf zum Partyzelt. Viele Leute, noch mehr Alkohol und ein richtig gutes DJ-Set – so lässt sich das allabendliche Treiben beschreiben.
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  13. Freitag
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  15. Endlich der Tag der ersten Konzerte. Lange schlafen konnte man aufgrund der im Zelt aufgekommenen Hitze nicht, deshalb gab es viel chillen & grillen mit unseren sehr sympathischen Schweizer Zeltnachbarn. Dann endlich das erste Konzert. Mit etwas Skepsis ob des fragwürdigen Bandnamens haben wir uns bei brütender Hitze Kakkmaddafakka angesehen. Ich war ziemlich positiv überrascht, die Norweger wussten mit ihrer Show gute Stimmung zu verbreiten. Als nächstes stand das mit viel Vorfreude erwartete Konzert von Florence & The Machine auf dem Programm. Sehr viele euphorische Leute standen vor der Bühne, überall lachende Gesichter – da wurde einem warm um’s Herz. Die Ernüchterung kam aber nach den ersten Klängen aus den Lautsprechern. Die Soundqualität war leider ziemlich mies. Es schien, als ob die Stimme von Florence Welch vom Winde verweht würde. Am Open Air St. Gallen wird dies hoffentlich nicht mehr passieren. Weiter ging’s mit Noel Gallagher’s High Flying Birds. Der sympathische und meiner Meinung nach talentiertere Oasis-Bruder spielte ein ganz anständiges Set. Keine Extraklasse, aber dennoch gut. Dieser Mann muss niemandem mehr etwas beweisen – und das weiss er auch. Als nächstes schauten wir uns den ersten Headliner des Festivals an. Die Ärzte haben ein derart grosses Repertoire an Songs, und doch sind sie noch immer in der Lage, eine gute Set-List zu präsentieren. Diese Band ist noch immer ein Garant für amüsante 2 Stunden – wir sollten sie geniessen, solange es sie noch gibt. Wir haben das Konzert dennoch etwas früher verlassen, um pünktlich zu Justice vor der Bühne zu stehen. Das französische DJ-Duo hat die Menge zum Toben gebracht. Eine 1,5 Stunden dauernde Hammer-Show, die ich nur zu gerne noch einmal erleben möchte. Die Party ging nach dem Konzert noch bis in die frühen Morgenstunden weiter.
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  17. Samstag                        
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  19. Nach drei Stunden Schlaf wurden wir wieder von der brennenden Sonne geweckt. Als erstes gingen wir zu K.I.Z. vor die Bühne. Die deutsche Hip-Hop-Crew lieferte vor begeistertem Publikum eine gute Show ab. Als Highlight holten sie Bela B von den Ärzten auf die Bühne um mit ihm einen Song zu performen. Um 20.45 begann mein Herz dann höher zu schlagen. Mein persönliches Highlight stand auf dem Programm. The XX betraten die Bühne.
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  22. The XX (© dasding.de)
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  24. Erst ein Album gibt es von den jungen Engländern und schon stehen sie als Co-Headliner auf der Bühne. Vor gut 2,5 Jahren habe ich The XX im Palace in St. Gallen gesehen. Damals waren die Drei noch sehr zurückhaltend. Still standen sie auf der Bühne und spielten ihre Songs ohne grosse Interaktion mit dem Publikum. Am Zürich Openair 2010 sah das Ganze schon etwas anders aus, besonders Bassist Oliver Slim hat sich auf der Bühne viel mehr bewegt und wirkte selbstbewusster. Am diesjährigen Southside stand nun eine komplett andere Band vor mir. Ein grosses X hängt in der Mitte der Bühne und Jamie Smith hat einen neuen DJ-Pult bekommen. Alles wirkt etwas extravaganter, und das ist gut so. Das Set beinhaltet viele neue Songs des im September erscheinenden Zweitlings „Coexist“. Die Songs unterscheiden sich (glücklicherweise) nicht grossartig von jenen auf dem Debut. Auch hier ist es die Gitarre von Romy Madley Croft, die sich wie ein roter Faden durchzieht. Die Drum Machine und der Bass setzen ein und verleihen den Songs das Volumen, das sie brauchen. Romy und Oliver singen ihre Gesangsparts makellos. Beide singen aneinander vorbei um dann präzise wieder zueinander zu finden. Das ist Präzision pur. Während dem Konzert lohnt sich immer wieder ein Blick zurück, ein wunderschöner Sonnenuntergang ist hinter uns zu bestaunen – bei diesem Konzert stimmte einfach alles. Als nächster Headliner kamen The Cure und damit die grösste Enttäuschung des Festivals. Lustlos standen die Herren auf der Bühne, als ob sie einfach noch einmal Geld verdienen müssen und eigentlich gar nicht hier sein wollen. Natürlich sind sie nicht mehr die Jüngsten, dennoch würde ich mir von einem Headliner mehr Freude am Spielen erwarten.
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  26. Sonntag
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  28. Für den Sonntag haben wir uns viel vorgenommen und fast nichts davon eingehalten. Viele der auftretenden Bands haben wir schon gesehen oder haben uns nicht interessiert. Deshalb und weil am Abend Sturm und Regen prognostiziert wurden, haben wir uns zu einer früheren Abreise entschieden.
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  30. Fazit
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  32. Ich könnte noch viele Zeilen über das vergangene Wochenende schreiben, aber irgendwo muss man ja auch mal einen Punkt machen. Mein Fazit über das Southside 2012 fällt im Grossen und Ganzen sehr positiv aus. Gute Bands, neue Bekanntschaften, verrückte Leute, gutes Wetter (Donnerstag ausgenommen) und eine gute Party. Freunden der guten Musik kann ich dieses Festival nur wärmstens empfehlen.