From rs010722, 6 Years ago, written in Plain Text.
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  1. VIERTER VORTRAG Dornach, 1. Juli 1922 Was ich gestern dargestellt habe, gibt gewissermaßen die Außenseite desjenigen, was ich nun heute auseinandersetzen will. Ich versuchte gestern zu zeigen, wie der Mensch mit dem Weltenall ein Ganzes bildet und wie im einzelnen das, was im Menschen vorhanden ist, in der verschiedensten Weise mit Vorgängen, mit Wesenhaftigkeiten des Kosmos zusammenhängt. Sie müssen nun, wenn Ihnen die heutigen Auseinandersetzungen nicht vollständig ohne Grund und Boden erscheinen sollen, sie mit demjenigen zusammenhalten, was am vorigen Sonntag und gestern hier vorgebracht worden ist. Man kann den Menschen so betrachten, daß man ihn gewissermaßen von außen ansieht, entweder dem gewöhnlichen Augenschein nach, oder, sagen wir, durch Anatomie, Physiologie, was ja auch ein Anschauen von außen ist. Man kann den Menschen aber auch von innen anschauen; dann zeigt er sich uns in seinen seelischen Eigenschaften, in seinen geistigen Kräften. Wenn wir jenes Ganze, das der Mensch mit der kosmischen Welt zusammen ausmacht, betrachten, so können wir es ebenfalls von zwei Aspekten aus betrachten, nur werden sich diese Aspekte umgekehrt verhalten wie die Aspekte beim einzelnen Menschen. Beim einzelnen Menschen reden wir von Außen und Innen. Sprechen wir von dem Weltenall und von dem Menschen nur als einem Teil im Weltenall, dann muß es ja schon das gewöhnliche Gefühl geben, daß wir den Wortgebrauch umkehren müssen. Wir stehen, indem wir zunächst das rein räumliche Weltendasein ins Auge fassen, innerhalb dieses Weltendaseins, wir sehen gewissermaßen von unserem Gesichtspunkte aus nach außen. Also wenn wir zunächst vom menschlichen Standpunkte aus über das Weltenall sprechen, sprechen wir vom Inneren des Weltenalls. Wir stehen eben an irgendeinem Punkte im Inneren. Von diesem Punkte aus bietet uns das Weltenall seinen sinnlichen Aspekt. Der Mensch bietet uns seinen sinnlichen Aspekt, wenn wir ihn von außen betrachten, er bietet uns seinen geistig-seelischen Aspekt, wenn wir ihn von innen betrachten. Das Weltenall bietet uns seinen seelisch-geistigen Aspekt, wenn wir es von außen betrachten. Die Begriffe, die wir da anwenden müssen, werden schwierig, denn sie sind fast völlig ungebräuchlich in der gegenwärtigen Sprache. Mit der gegenwärtigen Sprache ist eben in das geistige Gebiet nicht unmittelbar einzudringen. Die Worte müssen überall erst in der entsprechenden Weise geprägt werden. Geistig-Seelisches studieren wollen, indem man einfach die Worte mit ihrem gewöhnlichen Sinn anwendet, ist eine Absurdität. Wenn wir uns das, was ich eben zu charakterisieren versuchte, ich möchte sagen, schematisch vor die Seele stellen wollen, dann müssen wir etwa so sagen: Wenn wir den Menschen haben, sprechen wir von seinem Äußeren als von dem, was sich dem Sinnenschein darstellt. Wenn wir ihn von innen betrachten, sprechen wir von seinem Seelisch-Geistigen. Beim Weltenall, beim Kosmos, müssen wir uns das Umgekehrte denken: Wir sind an irgendeinem Punkte im Inneren und da bietet sich uns der Sinnenschein dar. Wenn wir die Welt nun von außen ansehen können, dann zeigt sich uns das Seelisch-Geistige. Es fragt sich natürlich nur: Kann man die Welt von außen ansehen? Nun, der Mensch wechselt ja, wie wir wissen, zwischen den Zuständen, in denen er innerhalb von Geburt und Tod lebt, und denen, die er erlebt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, und es ist tatsächlich der Anblick der Welt, des Weltenalls, des Kosmos von außen gegeben in den Zuständen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Wenn Sie nachlesen in meiner «Theosophie», was ich geschildert habe über die Verhältnisse, die der Mensch zwischen dem Tode und einer neuen Geburt durchlebt, so werden Sie dort Schilderungen rinden, in denen schon genügend angedeutet ist, wie der Wortgebrauch ein anderer werden muß. Nun ist die Welt, in der wir uns zwischen Geburt und Tod befinden, schon mannigfaltig genug. Sie wird aber viel mannigfaltiger, viel reicher, wenn wir sie in dem Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt betrachten. Natürlich können immer nur, wenn eine solche Schilderung gegeben wird, einzelne herausgegriffene Dinge dargestellt werden, und ich habe mich ja stets bemüht, zu den Dingen, die anfanglich elementar dargestellt wurden, immer Weiteres und Weiteres hinzuzufügen. Heute möchte ich sprechen von dem GeistigSeelischen desjenigen, was ich gestern als das Sinnlich-Physische dargestellt habe, und was also der Anblick des Kosmos von innen ist. Heute möchte ich ihn von außen darstellen, so wie er sich zeigt, wenn man ihn betrachtet von einem seelisch-geistigen Blickpunkte aus, der da liegt auf der Erlebnisstrecke zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Daß eine solche Beobachtung nötig ist, das wissen Sie ja aus den verschiedenen Auseinandersetzungen, die hier gepflogen worden sind, und daß eine gewöhnliche logische Auseinandersetzung darüber sich ganz und gar nicht mit der Wirklichkeit decken könnte, das wissen Sie auch. Es muß also einfach die Anschauung gegeben werden, die sich darbietet, wenn diejenigen Mittel angewendet werden, von denen in der anthroposophischen Literatur die Rede ist. Nun erobert sich ja der Mensch erst nach und nach einen deutlichen Gesichtspunkt außerhalb des sinnlich-physischen Kosmos. Hat er sich diesen Gesichtspunkt erobert, was erst eine Zeitlang nach dem Tode der Fall sein kann, dann erst lösen sich für ihn diejenigen Fragen, welche sich innerhalb der Intellektualität, die wir im Leibe betätigen, nicht lösen lassen. Innerhalb philosophischer Diskussionen haben ja immer solche Fragen wie diese eine Rolle gespielt: Ist die räumliche Welt, der räumliche Kosmos begrenzt oder unbegrenzt? Man kann noch soviel diskutieren in dieser Beziehung hat Kants Vernunftkritik recht -, man wird über solche Fragen wie das räumliche oder das zeitliche Weltenende niemals mit einer Diskussion zu Ende kommen, die bloß innerhalb des physischen Leibes geführt wird. Da kann man ebensogut die Begrenztheit wie die Unbegrenztheit der Welt beweisen. Die Fragen entscheiden sich erst, wenn tatsächlich der Gesichtspunkt verlegt werden kann, wenn man sich gewissermaßen die Welt von der anderen Seite zu beschauen vermag, also nicht von einem Punkt im Inneren, sondern von außen herein. In der Tat ist man wenigstens in den mittleren Stadien zwischen dem Tode und der neuen Geburt jenseits der Grenze des sinnlich-physischen Kosmos. Man kann nur sagen: Die Grenze des sinnlich-physischen Kosmos liegt eben in der Mitte desjenigen, was man hier vom irdischen Standpunkte aus sieht, und dessen, was man sieht in dem Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Es ist schon so, daß es auch zur Weisheit gehört, zu wissen, welche Fragen zwar innerhalb des irdischen Daseins aufgeworfen, aber nicht innerhalb dieses irdischen Daseins beantwortet werden können, weil da nur mit den physischen Grundlagen des Leiblichen gedacht werden kann. Solche Fragen können nur beantwortet werden, wenn der Mensch außerhalb dieses physischen Daseins, entweder durch die Initiation oder durch den Tod, den Gesichtspunkt ändern kann. Nun, wenn man tatsächlich diese Gesichtspunkte verändert, dann treten Erfahrungen auf, die man eigentlich zunächst nicht erwartet. Steht man hier auf irgendeinem Punkte des Erdendaseins und erblickt man den Kosmos, so ist er ein einziger Kosmos. Er tritt einem als einziger Kosmos entgegen. Wir sprechen von unserem Sonnensystem als einer einheitlichen kosmischen Welt. Ich will jetzt die Betrachtungen auf unser Sonnensystem beschränken. Wenn man den Standpunkt verändert, so kommt von außen gar nicht irgendein Punkt in Betracht; das punktuelle Dasein hört da, nicht für das innerliche Seelenleben, wohl aber für das äußerliche Räumliche, vollständig auf, der Punkt wird immer mehr zum Kreise. Wenn man da draußen ist, so hört es auf, einen Sinn zu haben, von einer Welt, also zum Beispiel von einem einzigen Sonnensystem zu sprechen. In dem Augenblicke, wo wir diese Umkehrung des Lebens vollziehen, durch die wir imstande sind, im leibfreien Zustande zwischen dem Tode und einer neuen Geburt auf die Welt, in der wir hier sind, zurückzuschauen, also ihr Geistig-Seelisches von außen zu betrachten, in dem Augenblicke hört es auf, einen Sinn zu haben, von einem Sonnensystem zu sprechen. Es sind eben unzählige Sonnensysteme, und zwar so viele Sonnensysteme, als Menschenseelen die Erde bevölkern. Ich schildere nur die äußere Erfahrung, ich schildere nur das, was sich der Erfahrung darbietet. Also auch dieses kehrt sich völlig um: Hier haben wir das deutliche Gefühl, wir stehen in einer physisch-sinnlichen Welt. In dem Augenblicke, wo wir diese physisch-sinnliche Welt geistigseelisch betrachten, hat es keinen Sinn mehr, von einer Einheit zu sprechen, sondern da sind so viele solcher Welten, also auch Sonnen da, als Menschenseelen im Zusammenhange mit der Erde stehen. Aber auch noch etwas anderes ist da als eine überraschende Erfahrung. Wenn wir zurückschauen auf die Erde von außen, dann erscheint uns auch die Menschennatur, die Menschenwesenheit. Ich habe ja selbst in öffentlichen Vorträgen schon gewagt, anzudeuten, daß, wenn wir als Menschen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt stehen, wir dann, während wir hier auf Erden hinausblicken in den Kosmos, eigentlich von außen hineinblicken; aber das, was wir da erblicken, ist das Innere des Menschen. Also, wenn wir uns wiederum nähern dem irdischen Leben, dann ist unsere Außenwelt eigentlich das organische Innere, jetzt nicht das Seelische, aber das organische Innere des Menschen. Das sehen wir fortwährend, wenn wir von außen zurückschauen auf den Kosmos, in dem wir zwischen Geburt und Tod sind. Wir sehen auf die menschliche Natur zurück. Wir verlieren eigentlich niemals die menschliche Natur. Wenn wir sterben, bleibt uns der Anblick der menschlichen Natur, nur erleben wir sie jetzt nicht von innen; wir stecken nicht so wie zwischen Geburt und Tod in ihr drinnen, sondern wir erleben sie von außen, wir schauen von außen auf sie hin. Aber das Eigentümliche ist doch, daß die Mannigfaltigkeit der Menschen verschwindet, wenn wir da hinauskommen. Und während wir viele kosmische Gestaltungen, Kosmosgestaltungen erblicken, so viele, als Menschenseelen mit der Erde in Verbindung stehen, sehen wir, indem wir zurückblicken auf die Erde, zeitlich und räumlich, den Menschen nur einmal. Zwischen dem Tod und einer neuen Geburt gibt es viele Welten und nur einen Menschen. Sehen Sie, ohne dieses, das man ja eigentlich in Menschenworten nur andeuten kann, gründlich meditativ nach allen Seiten zu erwägen denn es ist von ungeheurer Tragweite -, kommt man eigentlich doch nicht zu einer völligen Anschauung dieses radikalen Unterschiedes, der im Weltenbilde besteht zwischen dem Erleben innerhalb von Geburt und Tod und dem Erleben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Innerhalb von Geburt und Tod erleben wir eine Welt und viele Menschen; innerhalb des Lebens zwischen dem Tod und einer neuen Geburt erleben wir viele Welten, die unsere jetzige Einheitswelt darstellen, und nur eine menschliche Natur. Wenn wir zurückschauen von unserem Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt auf das Erdenleben, dann sind die Menschen nicht mannigfaltig da, sondern alle Menschen stecken in einer einzigen menschlichen Natur. Also es ist wirklich alles völlig umgekehrt, und auf diese radikale Umkehrung muß eben auch einmal aufmerksam gemacht werden. Denn es ist durchaus notwendig, daß man sich einmal ganz klar vor die Seele stellt, wie unmöglich es ist, adäquate Vorstellungen zu bekommen von der geistigen Welt, ohne zu völlig umgeformten Begriffen überzugehen. Es ist eben nicht möglich, innerhalb der bequemen Methoden, durch die man gewöhnlich Vorstellungen über die geistige Welt bekommen will, wirkliche Vorstellungen zu bekommen. Man muß sich bequemen, seine Vorstellungen durchaus zu metamorphosieren, ja bis zur völligen Umkehrung auszubilden. Das wollen eben viele Menschen nicht, und daher der Kampf gegen eine wirkliche Wissenschaft vom Geiste. Nun habe ich Ihnen gestern gezeigt, wie sich das Verhältnis des Menschen im genaueren ausnimmt einerseits zum Sonnenhaften, auf der anderen Seite zum Mondenhaften, aber auch zu den einzelnen planetatischen Wesen. Das alles war gesagt vom Gesichtspunkte der Erdenentwickelung aus. Ich habe Ihnen gesagt, wie der Mensch im Verhältnis steht zu dem Venuswesen, zu dem Merkurwesen und so weiter, ich habe Ihnen gesagt, daß wir durch neuere Geisteswissenschaft in ganz selbständiger Weise wiederum auf Dinge kommen, die in einer alten traumhaften, inspirierten Weisheit in den alten Mysterien gepflegt worden sind. Das alles, was ich Ihnen gestern dargestellt habe, ist eben die Darstellung der Sache von der einen Seite aus. Solange wir versuchen, nur auf die Weise Kenntnisse zu erlangen, wie es innerhalb des Lebens zwischen Geburt und Tod der Initiierte der früheren Mysterien gemacht hat, oder wie man es heute macht, so lange bekommen wir zum Beispiel über unsere planetarische Welt solche Vorstellungen, wie ich sie gestern dargestellt habe. Aber in dem Augenblicke, wo wir nun hinauskommen, wo wir gewissermaßen außerhalb dieses Kosmos stehen, in dem wir zwischen Geburt und Tod leben, und von außen das Geistig-Seelische schauen, in dem Augenblicke zeigen uns alle die einzelnen Dinge, die wir gestern dargestellt haben, auch ihre anderen Aspekte, ihre Umkehrung. Wir haben gestern gesagt: Wenn wir das Merkurhafte in der Welt betrachten sei es stofflich, sei es planetarisch -, so haben wir dasjenige, was als Kraft das Weltenall durchflutet, so, daß es dem Menschen dazu verhilft, mit seinem Geistig-Seelischen Besitz zu ergreifen von den festen Bestandteilen seines Organismus. Das Venushafte ist so, daß es ihn Besitz ergreifen läßt von dem Flüssigen seines Organismus und so weiter. In dem Augenblick, wo wir jetzt die ganze Anschauung umkehren, stellen sich uns auch alle diese Eigenschaften anders dar. Da bekommen wir zunächst, wenn wir, absehend von Neptun und Uranus, bei dem Äußersten unseres planetarischen Systems, bei dem Saturn, gewissermaßen von der anderen Seite des Daseins, die Saturnwesen betrachten, die Möglichkeit, jetzt nicht das zu sehen, wovon wir gestern gesprochen haben: daß der Saturn dem Menschen verhilft, sein Geistig-Seelisches aufrechtzuerhalten gegenüber dem Chemismus das stellt eben den Aspekt von hier, von der Erde aus gesehen dar -, sondern wenn wir es von der anderen Seite anschauen, dann lernen wir mit all den Fähigkeiten, die wir haben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, das wirkliche Instinktleben des Menschen kennen. Das Instinktleben im Menschen, das aus den unterbewußten Tiefen heraufquillt, kann eigentlich seiner wirklichen Wesenheit nach nicht mit den Fähigkeiten durchschaut werden, die nur hier auf der Erde erreicht werden, sondern das muß durchschaut werden entweder zwischen dem Tode und einer neuen Geburt oder in höherer übersinnlicher Erkenntnis, eben in Initiationswissenschaft. Man kann also sagen: Schaut man mit geistigem Auge hier von der Erde die Saturnwesenheit an, dann bekommt man eine Vorstellung von den Kräften, die dem Menschen dazu verhelfen, daß er sich gegen den in seinem Organismus wirkenden Chemismus als selbständige geistig-seelische Wesenheit fühlen kann. Sehen wir uns dieses Saturndasein von außen an in seinem geistig-seelischen Aspekt, dann stellt es uns die Kräfte im Kosmos dar, die die Instinkte in die Menschennatur hinein verlegen. Und das Jupiterdasein (siehe Schema Seite 70) stellt uns alles dasjenige dar, was im Menschen schon auf eine mehr seelische Art gefunden wird, als die Instinkte sich darstellen, dasjenige, was als Neigungen, als Sympathien im Menschen vorhanden ist; denn während die Instinkte noch durchaus animalisch sind, sind die Neigungen doch schon animalisch-psychisch. Das Marsdasein stellt alles das dar, was zwar nicht moralische Gebote sind, die man sich innerlich auferlegt, was aber doch, ich möchte sagen, aus der ganzen charakterologischen Beschaffenheit des Menschen hervorgehende Impulse sind. Ob ein Mensch mutartig ist in bezug auf sein sittliches Handeln, ob er lässig ist, das liegt in den Kräften, die man kennenlernt, wenn man die Marsordnung von der anderen Seite anschaut; also nicht die vollbewußten, moralischen Impulse, die ich in meiner «Philosophie der Freiheit» als im reinen Denken wurzelnd geschildert habe, sondern die noch immer mit einem starken Grad der Unbewußtheit behafteten Impulse. So daß man, wenn man den Zusammenhang des Menschen mit diesen äußeren Planeten betrachtet, dasjenige hat, was sich mehr auf die Tugenden im Menschen bezieht, die in gewissem Sinne doch an  den menschlichen Organismus gebunden sind. Was dann mit einem geboren wird, das stammt aus dem Kosmos, das stammt aus dem Weltenall; was sich mehr instinktartig darstellt, gewissermaßen instinktartig heraufsprudelt aus dem ganzen Organismus, ist saturnartig. Was heraufsprudelt als die Neigungen, als die Affekte, ist jupiterartig. Dasjenige, was an direkt aktiven initiativen Kräften heraufsprudelt, was aber an den Organismus gebunden ist, das ist marsartig. Nun kommen wir zu den schon mehr verinnerlichten Eigenschaften des Menschen. Die bieten sich uns auch dar, insoferne sie von Kräften herkommen, die eben im Kosmos sind. Da haben wir zum Beispiel dann, wenn wir zunächst das Sonnenhafte weglassen, den Merkur. Man wird gewöhnlich nicht glauben, daß die Klugheit des Menschen auch etwas ist, was im ganzen Weltenall bodenständet. Sie tut es aber. Und wenn Sie nur einmal mit völliger Unbefangenheit hinschauen auf die Welterscheinungen, so werden Sie sich sagen: Was Ihr Verstand zuletzt in sich findet auf aktive Art, das ist ja verwirklicht in den Welterscheinungen. Der Verstand ist ja drinnen in den Welterscheinungen. Nun, die Kräfte, die dieses Verständige im Weltenall darstellen, das dann mit uns als unsere Verstandesanlagen, als unsere Klugheit geboren ist, das ist das Merkurhafte im Weltenall. Das Venushafte, das haben ja die Traditionen genügend ausgebildet, und das stellt sich eben dar in allem, was die Liebe ist. Das Mondenhafte stellt sich dar in alledem, was phantasieartige Betätigungen sind, auch Gedächtnis, aber nicht so gefaßt, daß es die organische Tätigkeit darstellt, die der Erinnerung zugrunde liegt, sondern das Bilden der Vorstellungen. Auch die Gedächtnisvorstellungen sind ja eigentlich identisch mit den Phantasiebildern, nur sind sie eben in völliger Treue an den wirklichen Erlebnissen gebildet. Man kann also sagen: Phantasie und Gedächtnis, also die mehr innerlichen Tugenden und Fähigkeiten, hängen zusammen mit denjenigen Kräften, als die sich die Monden-, Venus-, Jupiterwesenheit und so weiter darstellt. So daß man also sagen könnte: Sieht man zum Beispiel auf das Sinnlich-Physische des Jupiter, sieht man also den Jupiter vom Inneren des Weltenalls aus an, so stellt er in dem Sinne, wie ich das gestern dargestellt habe, die Konzentration derjenigen Kräfte dar, die es dem Menschen ermöglichen, daß er nicht im Lichte verrinnt, daß er sich als geistig-seelische Wesenheit im Lichte erhält. Stellt man sich die geistig-seelische Wesenheit der Jupiterkräfte, also den Jupiter von außen vor beim Menschen müßte man für die geistig-seelischen Kräfte sagen: von innen -, dann stellt er diejenigen Kräfte dar, die der Mensch an sich trägt als Neigungen, als Affekte und so weiter. Man könnte also sagen: die Verselbständigung des Seelenlebens gegenüber dem Lichte ist das Äußere des Jupiter. Das Entstehenlassen, das Ausbilden, das Erzeugen von Neigungen, Affekten, ist das Innere, ist das Seelisch-Geistige des Jupiter. Wenn der Mensch diese Stadien durchmacht nach dem Tode oder auch in der Initiation, wie ich sie geschildert habe in meinem Buche «Theosophie», dann tritt für ihn ein bestimmter Zeitpunkt ein, in dem er zum Beispiel aufhört, die Sterne so zu sehen seien es planetarische oder Fixsterne -, wie man sie von der Erde aus mit den Sinneswerkzeugen sieht. Das ist ja auch begreiflich, daß er aufhört, sie zu sehen; aber er hört nicht auf, von den Sternen zu wissen; er weiß von den Sternen. Zuerst weiß er das, was ich gestern dargestellt habe. Und von einem bestimmten Zeitpunkte an lernt er eben erkennen, was die moralische Seite des Sternenwesens ist. Er schaut also zurück auf den Kosmos. Aber er sieht eigentlich den Kosmos als eine moralische Wesenheit, nicht mehr als eine physische Wesenheit, und nachdem der Zwischenzustand da war, wo er dasjenige gesehen hat, was ich gestern dargestellt habe, sieht er dann von außen, insbesondere in der Mitte zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, nicht das, was man Saturn in unserem Sinne nennen könnte, sondern das wallende Instinktleben im Kosmos, das er sich dann aneignet als Mensch, wenn er wiederum durch einen Körper in das physische Erdendasein einzieht. Er sieht das webende Leben der Neigungen und so weiter. Das alles kann eine materialistische Denkweise selbstverständlich ableugnen, allein das ist ebenso gescheit, als wenn man gegenüber dem bloßen physischen Leibe das Geistige und Seelische eines Menschen ableugnet. Das Anschauen dessen, was nun, ich möchte sagen, der moralische Kosmos ist, das Anschauen der moralischen Planetenwelt, das ist etwas, was den Menschen in der Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt erfüllt. Er ist aber in einem gewissen Sinne in diesen Anschauungen abhängig von der Art und Weise, wie er durch die Pforte des Todes tritt. Er schaut das Instinktleben, das Neigungsleben, das Leben der moralischen Impulse und so weiter so an, daß er es in Gemäßheit des unbewußten Verständnisses erschaut, das er sich während der Erdenlebenszeit erworben hat. Ein Mensch zum Beispiel, der viele Menschen im Leben kennengelernt hat, die in einer gewissen Weise von dem, was man die Lebensnorm nennt, abweichen, der also die anderen Menschen nicht als Philister betrachtet, sondern in einer gewissen liebevollen, verständnisvollen Art auf sie eingeht, der die Menschen mehr gelten läßt, als daß er sie kritisch abkanzelt, ein solcher Mensch erwirbt sich außer dem Verständnis, das er sich schon für sein Bewußtsein erwirbt, noch eine ganze Fülle von unbewußten Impulsen; denn man hat sehr viel davon, daß man die Menschen gelten läßt, sie zu verstehen sucht, sie nicht abkritisiert. Mit diesen Impulsen ausgerüstet, kann man dann sehr gut beobachten die Geheimnisse des Saturndaseins von der anderen Seite des Lebens, von derjenigen Seite des Lebens, die sich zwischen dem Tod und einer neuen Geburt darstellt. Und auf diese Art stellen sich in verschiedenster Weise dar diese Geheimnisse des planetarischen Daseins. Je nachdem man sie aufzufassen in der Lage ist, verbindet man sie miteinander zu einem Ganzen und gliedert sie in sein eigenes Menschenwesen ein, wenn man wiederum zum Irdischen heruntersteigt. Und nun fühlen Sie schon: Mit dieser Anschauung, die man hat, bildet man sich eine gewisse Erfahrung, so wie man sich ja auch hier auf Erden eine Erfahrung nach den Anschauungen bildet, die man gehabt hat. Man lernt auf Erden einen Menschen nach dem anderen kennen. Man erwirbt sich dadurch Menschenkenntnis. Nach dem, was man da von der anderen Seite des Lebens aus erschaut, erwirbt man sich auch Erfahrungen. Nur daß diese Erfahrungen, die man sich da erwirbt, dann in der zweiten Hälfte des Lebens zwischen dem Tod und einer neuen Geburt schöpferisch werden, und man sie hineinträgt in die Organisation, die man vererbt erhält. Sie werden fühlen, daß das mit der Gestaltung des Karma zusammenhängt, daß hier etwas sich vollzieht, was man die Technik der Karmabildung nennen kann. Die Erfahrungen, die der Mensch machen muß, damit er sich zwischen dem Tode und einer neuen Geburt sein Karma einbildet, gewinnt er dadurch, daß er solche Anschauungen, wie ich sie charakterisiert habe, von der anderen Seite des Lebens hat. Ich mußte heute gewissermaßen subtiler schildern, weil es sich ja hier um subtile Dinge handelt, und weil schon einmal darauf aufmerksam gemacht werden muß, daß die Begriffe stark umgeformt werden müssen, wenn man sich das ganze Weltenall zum Verständnis bringen will. Denn in allem, was wir hier auf der Erde sehen, zunächst sinnlich-physisch, dann aber auch durch geistige Vertiefung, in alldem ist nur die eine Seite des Daseins gegeben. Ja, auch vom Kosmos, wenn wir hinausblicken, ist nur die eine Seite des Daseins gegeben. Die andere Seite des Daseins stellt sich eben nur dann dar, wenn wir außerhalb des Leibes in einem rein geistig-seelischen Dasein den Kosmos betrachten können. Dann aber stellt der Kosmos sich als eine geistig-seelische, als eine moralische Wesenheit dar. In sehr alten Zeiten haben die Menschen noch viel mitgebracht an, ich möchte sagen, «kosmischer Erinnerung», wenn sie hereingetreten sind in ihr physisches Erdendasein. Diese Menschen der Urzeiten haben ja ganz gewiß gegenüber den jetzigen Menschen mehr tierisch ausgesehen der Außenseite nach, wenn auch die ganz grobe Theorie von der Tierabstammung des Menschen nicht stimmt; aber sie haben dennoch auch im Erdendasein noch etwas von der anderen Seite des Lebens gewußt. Sie haben es hereingetragen in ihren noch unvollkommener ausgebildeten Leib. Und darin besteht die Entwickelung der Menschheit auf der Erde, daß der Mensch immer mehr und mehr die Erinnerung an die andere Seite des Daseins verliert, in der er zwischen dem Tode und einer neuen Geburt lebt, und indem er für das Erdenleben diese Erinnerungen verliert, ist er nur auf das angewiesen, was sich ihm an Erfahrung innerhalb des Erdendaseins darbietet. Dadurch allein kann der Mensch nun sich als Kraft einverleiben, was er sich nirgends anders im Weltenall einverleiben kann. Das Handeln aus Freiheit, das muß hier während des Erdendaseins erworben werden, es wird erworben und bleibt dann für alle irdische und kosmische Zukunft des Menschen. Heute muß man ja noch in populären Vorträgen, weil die Menschen natürlich zunächst schockiert werden durch diese Dinge, m abstrakten Begriffen davon sprechen, daß, wenn der Mensch im geistig-seelischen Dasein verharrt, die Welt geradezu in Umkehrung, in Umwendung sich zeigt. Aber Sie sehen, man kann auch bis in die einzelnen konkreten Tatsachen unseres planetarischen Daseins und man könnte auch weiter hinausgehen in die Sternenwelt darstellen, wie der Zusammenhang des Menschen mit dem ganzen Kosmos ist. Erst von diesen Erkenntnissen aus gibt es eine Möglichkeit, davon zu sprechen, daß der Kosmos, so wie er sich von der Erde aus darstellt, zunächst der physische Kosmos ist, die Erde mitgerechnet, und dann der ätherische Kosmos. Sie wissen, was mit beiden gemeint ist. In unserem gewöhnlichen physischen Räume sind eigentlich nur der physische Kosmos und der ätherische Kosmos. In dem Augenblicke, wo der Mensch durch die Pforte des Todes oder der Initiation hindurchgehend dazu kommt, sich auf rein geistig-seelische Art zu erleben, also das Weltenall von der anderen Seite anzusehen, hören für ihn die Vorstellungen des Raumes auf, eine Bedeutung zu haben. Solange wir noch mit Menschenworten sprechen müssen, können wir sagen: Wir schauen von außen unser räumliches Weltenall an; da kommt es uns noch so vor, als ob das auch noch räumlich wäre, wie wir es da anschauen. Es ist aber nicht mehr räumlich, denn ich muß schon sagen: Wenn wir hier von einem Punkte aus schauen, so müssen wir uns den Punkt zerstreut denken. Der Punkt ist nicht mehr ein Punkt, er ist zerstreut. Wir fassen gewissermaßen den Raum in uns selber und sehen das Nichträumliche; wie wir hier vom Punkte aus den Raum sehen, so sehen wir, wenn wir außerhalb unseres Leibes sind, vom Räume aus den Punkt, zurück auf den Punkt. Und damit hängt ja nun real dasjenige zusammen, was sich eben der Erfahrung nach darbietet: daß wir so viele Welten sehen, als Menschenseelen mit der Erde im Zusammenhang stehen, und eben nur eine Menschennatur, einen Menschen. Wir sind alle ein einziger Mensch, wenn wir uns von außen ansehen. Deshalb redet man in der Wissenschaft der Initiation von dem Geheimnis der Zahl, weil eigentlich auch die Zahl selbst nur eine Bedeutung hat von diesem oder jenem Gesichtspunkte aus. Was hier auf der Erde eine Einheit ist, der Kosmos, ist von außen angesehen eine Vielheit. Was hier auf der Erde eine Vielheit ist, die Menschen, ist von außen angesehen eine Einheit. Auch das ist Illusion, Maja, irgend etwas als Vieles oder als Einheit zu sehen. Eine Einheit kann sich von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus als Vielheit, und eine Vielheit von einem anderen Gesichtspunkte aus als Einheit darstellen. Das ist etwas, was eigentlich sich auch innerhalb der mathematischen Wissenschaft in ihrer Entwickelung auf Erden abgespielt hat. Ich habe darauf schon hingedeutet. Wir zählen heute so, daß wir Einheit zu Einheit fügen. Wir sagen eins, dann zwei, wir fügen eine weitere Einheit dazu, haben dann drei und so weiter. In sehr alten Zeiten der Menschheit hat man nicht so gezählt, sondern da hat man so gezählt: die Einheit eins, in der Einheit zwei, dann in der Einheit drei. Man hat nicht eins zum anderen hinzugefügt, sondern die Einheit war dasjenige, was immer alle Zahlen umfaßt hat. In der Einheit steckten alle Zahlen. Bei uns steckt die Einheit immer in allen Zahlen drinnen; in der uralten Mathematik steckten immer alle Zahlen in der Einheit drinnen. Das rührte von den anderen Denkgewohnheiten her, die eben auch mit jenen Erinnerungen einer außerkosmischen Wissenschaft verbunden waren, die noch in Ur2eiten der Menschheit vorhanden war.