From fefe, 11 Years ago, written in Plain Text.
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  1. Irgendwie habe ich ja ein schlechtes Gewissen, dass es bei mir kein Abo gibt, mit dessen Kündigung mir die Empörten drohen könnten. Die Empörten, die nicht müde werden, sich gegenseitig zu versichern, dass sie mein Blog eh nicht lesen. Auch keine Werbung, deren Auftraggeber die Empörten empört anschreiben könnten, wie sie es wagen können, bei so einem verhassten Hassobjekt wie mir Werbung zu schalten. Auch keine anderen Leser, die man mit Gruppenzwang zur Abokündigung agitieren könnte.
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  3. Das sind so die Klassiker der Netzbullybewegung.
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  5. Mir ist aufgefallen, dass die lautesten Hassprediger dann irgendwo in ihrer Netzpräsenz längliche Traktate hinterlassen haben, was sie alles für Pillen nehmen müssen, und wie krank sie doch sind. Alkoholprobleme, ADHD, Bluthochdruck, Depressionen bis hin zu Ritzen, da ist alles dabei. Ich schiebe das vorläufig mal auf meine Sample-Größe.
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  7. Aber so als Phänomen passt das natürlich prächtig in das Berufsopfertum.
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  9. Ich möchte auch inhaltlich noch was zu Brendan Eich sagen. Dass der Geld an Prop8 gegeben hat, IST SEIN RECHT. Das ist Demokratie. So funktioniert das System in den USA. Jemand macht einen Gesetzentwurf, beide Seiten gehen wählen, mobilisieren andere Wähler, und spenden an Organisationen, die Werbung schalten oder andere Wähler zu mobilisieren versuchen. Jemandem dieses Recht abzusprechen — und zwar unabhängig davon, wie widerlich der Gesetzentwurf ist! —, ist konzeptionell genau so verwerflich wie andere Versionen davon, anderen ihre Rechte abzusprechen, z.B. Frauen oder Schwarzen das Wahlrecht verweigern.
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  11. Kann man sich jetzt darüber aufregen, dass solche Spenden in den USA Teil des Systems sind? Natürlich! Ich finde das schlecht. Aber Fakt ist, dass das in den USA so läuft, und von beiden Seiten genutzt wurde in dem Fall von Prop8. Die LGBT-Bewegung hat Prop8 damals glücklicherweise gewonnen. Unter anderem deshalb, weil viele Menschen gespendet haben. Stellt euch mal vor, die anderen hätten gewonnen und würden jetzt systematisch Leute wegmobben, weil sie damals der Verliererseite gespendet haben!
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  13. Jede Bewegung mit moralischen Grundsätzen muss sich daran messen lassen, ob diese moralischen Grundsätze auch für die anderen gelten. Rechte sind immer nur dann Rechte, wenn sie auch für die widerlichste Widerlinge gelten, die Leute, die ihr am wenigsten leiden könnt. Anders gesagt: Wenn du Freiheit von Mobbing durch das Mobbing anderer erkämpfst, hast du am Ende verloren. Von der Gegenseite hat niemand erwartet, dass sie sich ordentlich verhalten, die können also nicht weiter verlieren. Ihr aber habt dann die Grundlage für anderer Leute Mitgefühl verspielt.