- Erwachsene sind gehalten, sich bestimmter Umgangsformen und Ausdrucksweisen zu bedienen. Bei Kindern ist das anders. Besonders die jüngeren unter ihnen drücken Freude oder Missfallen noch unbekümmert aus; sowohl Zuneigung wie Ablehnung zeigen sie spontan und unverstellt. Kinder können von unbedeutend erscheinenden Dingen und Vorkommnissen begeistert sein, während das, was Erwachsene als wichtig ansehen, sie unberührt lässt. Ihr Denken ist meist noch wenig beeinflusst von ideologischen und gesellschaftlichen Vorurteilen; soziale Ränge und finanzielle Machtstellungen spielen vor allem bei den Kleineren kaum eine Rolle. In kindlicher Sorglosigkeit ist ihr Handeln danach ausgerichtet, was ihnen Spaß macht und wozu sie gerade Lust haben. Ihre Begeisterungsfähigkeit wirkt ansteckend, ihre Lebendigkeit und Energie mitreißend, ihre Fantasie beflügelnd. Während Erwachsene erörtern, diskutieren und schlussfolgern, ist der verbale Austausch mit Kindern unmittelbarer und aufrichtiger. Schnell nehmen sie ihnen sympathische Erwachsene in Beschlag: Er (oder sie) soll Geschichten erzählen, mit ihnen spielen oder ausgelassen herumtollen.
- In Gegenwart von fröhlichen Kindern holen viele Pädophile ein nicht erlebtes Kind-sein-dürfen nach; die unbeschwerten Mädchen und Jungen sind für sie Vertreter eigener, unerfüllt gebliebener Kindheits- sehnsüchte und kindlicher Bedürfnisse. Im Zusammensein mit Kindern versuchen sie das zu erleben, was ihnen selbst verwehrt blieb (> 3.6.4). Im Umgang mit Mädchen und Jungen dürfen sie gewissermaßen selbst noch einmal Kind sein, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Wenn sie sich in der Gemeinschaft mit Kindern befangen und unsicher fühlen, dann gewöhnlich weil erwachsene Personen zugegen sind, von denen sie sich beobachtet fühlen.
- Nicht allein der erotische Aspekt, sondern vielmehr die kindliche Erscheinung und Ausstrahlung sind es, die Pädophile so faszinieren. Es ist die Magie eines Mädchens oder Jungen, die einen Kinderliebhaber in Bann zieht. Er betrachtet die für ihn so reizvollen Wesen nicht als halb fertige Erwachsene, sondern als eigenständige Persönlichkeiten mit Qualitäten, wie sie nur Kinder haben können und die mit dem Älter- werden verloren gehen. Der Kinderfreund liebt die kindliche Spontanität, die Art und Weise, wie Kinder sich bewegen, ihr Gewusel, ihre Agilität und manchmal ihre Tollpatschigkeit. Ihm gefällt ihr heiter- melancholisches Gemüt, ihre dann und wann verschmitzte, hin und wieder auch launische Art. Er ist gerührt durch ihr schlichtes Vertrauen und erfreut sich an ihrer Einfachheit und Direktheit. Er wird angezogen von ihrer Unbefangenheit und Neugier, ihrem Frohsinn und Staunen, ihrer manchmal provozierenden Schamfreiheit (vgl. Goode 2010). Solche und andere kindlichen Merkmale sind den allermeisten Erwachsenen längst abhanden gekommen.