From Scribby Gorilla, 5 Years ago, written in Plain Text.
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  1. Ich fahre seit 20+ Jahren ehrenamtlich als Sani bei [Organisation] Krankentransport und Rettung. Kenne daher das System dort recht gut, und hab schon einiges erlebt. Und zumindest in [Stadt] ist es so, dass schon seit Jahren aussichtslose Fälle von Pneumonie bei betagten Menschen nicht mehr auf der Intensivstation landen. Deswegen sind die von Dir erwähnten Guidelines NICHT grundsätzlich neu, oder Corona-spezifisch.
  2. Das wird in [Stadt] nicht gemacht, weil [die Zuständigen] ein Haufen herzloser Pfennigfuchser ist, die lebensbedrohlich erkrankten Senioren die ICU nicht gönnen. Sondern weil bei einer schweren Pneumonie im hohem Alter und bei von Haus aus schlechtem Allgemeinzustand (! - es gibt keine Altersgrenze, das wird individuell angeschaut!) die Reise sowieso praktisch sicher nach oben geht. Egal ob vorher auf der Intensivstation ein Zwischenhalt eingelegt wurde, oder nicht. Und ganz hart gesagt: auf einer Betreuungsstation stirbt es sich deutlich "schöner", als auf der ICU. ICU ist hoch invasiv, Intubation, x Zugänge gelegt, riesen Zirkus, Apparate… das nicht automatisch jedem Patienten anzutun ist keine Geldfrage. Diese für den Patienten extrem belastende (!) Maschinerie setzt man nur dann in Gang, wenn es auch absehbar einen Sinn hat.
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  4. Was jedenfalls natürlich immer gemacht wird ist Gabe von Flüssigkeit, Schmerzmittel, sonstige pflegerische Betreuung. Man kümmert sich natürlich um die Patienten, auf einem hohen Niveau. Aber man gibt sich eben nicht der Illusion hin, dass da noch allzu viel zu machen wäre.
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  6. Falls sich der Zustand so eines solchen Patienten wider alles Erwarten doch bessern sollte, wird er natürlich innerhalb des Spitals wieder in die Betreuung verschoben, die auf Heilung ausgerichtet ist (statt Betreuung und Abwarten).
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  8. Wie gesagt, das ist in [Stadt] schon seit Jahren mehr oder weniger Standard - aber höchst inoffiziell, weil das ein Tabuthema ist. Es spricht aber meiner Meinung nach sehr für die Verantwortlichen, dass das so gelöst worden ist. Niemand ist gedient, wenn ein Patient mit Überlebenswahrscheinlichkeit nahe Null kurz vor seinem Hinscheiden noch mit Intubation und x anderen höchst mühsamen Maßnahmen gequält wird.