From Adrian Härtsch, 10 Years ago, written in Plain Text.
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  1. Montreux Jazz Festival 2012
  2. Filed under Festivals & Konzerte, Frontpage, Musik
  3. Creator Adrian Härtsch
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  5. Die Schweiz ist in mit ihrer enorm hohen Festivaldichte sicher eines der Länder, welches den Musikliebhabern am meisten bieten dürfte. Vor allem die jüngeren Generationen pilgern geradezu an diese Grossveranstaltungen und sorgen regelmässig für ausverkaufte Open Airs. Ob Hip Hop, Alternative oder elektronische Musik, sämtliche Genres sind vertreten. Alles in allem ist das für uns nichts Aussergewöhnliches.  Dies soll aber nicht bedeuten, dass diese Anlässe nur 0815 Unterhaltung bieten! Ausnahmen gibt es zahlreiche, und so ein Ausnahmefestival durfte ich letzte Woche live miterleben.
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  7. Bei dem besagten Anlass handelt es sich um das weltberühmte Montreux Jazz Festival, welches seine mittlerweile 46. Ausgabe feiern durfte. Das Spezielle an Montreux ist, neben dem herrlichen Austragungsort am Genfersee, das eigenwillige Konzept, welches der Initiant Claude Nobs gezielt verfolgt. Der Besucher kauft im Regelfall nicht Tickets für das gesamte Festival, sondern nur für spezielle Konzertabende in einer der beiden Hallen. Auf dem auch ohne Ticket frei begehbaren Gelände befindet sich das Convention Centre, welches die Miles Davis Hall und das Auditorium Stravinsky beherbergt. In diesen zwei Sälen  finden jeden Abend für zwei Wochen verschiedene Konzerte statt. Die Miles Davis Hall bietet Platz für 2500 Konzertbesucher, wobei es mehrere Preiskategorien gibt. Gerade ältere Personen dürften dies zu schätzen wissen, da sie die Konzerte bei Bedarf von einem Sitzplatz mit bester Aussicht verfolgen können.
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  9. Die grossen Konzerte finden abends statt, aber auch am Tag wird den Musikliebhabern einiges geboten.  Für Verpflegung ist gesorgt, das kulinarische Spektrum reicht von indischem Curry bis hin zu Rösti mit Raclette. Neben dem Convention Centre wurde prominent eine kleine Bühne platziert, auf der diverse eher unbekannte Big Bands und sonstiges Kleinod der Musik die Menschen bestens unterhalten. Während dem Tag konnten wir uns somit schon mal darauf einstimmen, was uns am Abend erwarten sollte.
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  11. Um 20:00 Uhr machten wir uns auf den Weg Richtung Miles Davis Hall. Das Ticket versprach beste musikalische Unterhaltung aus New Orleans mit viel Blues und Herzblut. Der erste Auftritt des Abends war für Hugh Laurie reserviert. Viele dürften ihn primär von seiner Rolle als Dr. House kennen, was eigentlich schade ist, da er ein begnadeter Klavierspieler und Sänger ist! Er begrüsste das Publikum vor einer nostalgischen Bühnenkulisse mit seiner bekannt schrulligen Art und legte gleich los wie die Feuerwehr. Zwischen den einzelnen Liedern erzählte er kleine Anekdoten und stellte seine Bandmitglieder vor. Was er musikalisch bot, war ein Erlebnis der Extraklasse! Er spielte viele Songs seines Albums „Let Them Talk“ und überzeugte auf ganzer Linie. Dank seinem Enthusiasmus sprang der Funke schnell auf das Publikum über und am Schluss wurde er wenig überraschend mit stehenden Ovationen geehrt.
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  13. Nach einer längeren Pause trat mit „Dr. John & The Lower 911“ der 2. Künstler des Abends auf. Er ist ein älteres Semester und es war bereits sein 5. Auftritt in Montreux, vor allem den alteingesessenen Festivalbesuchern dürfte er mittlerweile ein Begriff sein. Anfangs wirkte er ein bisschen steif, aber spätestens bei der Zugabe der Zugabe wurde jedem klar, mit wie viel Herzblut Dr. John am Werke war. Musikalisch konnte sein Auftritt meiner Meinung nach nicht mit dem von Hugh Laurie mithalten, jedoch ist Dr. John auch kein reiner Blues-Interpret, weshalb ein Vergleich sowieso müssig ist.
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  15. Der letzte Auftritt des Abends war Troy Andrews, besser bekannt als „Trombone Shorty & Orleans Avenue“, vorbehalten. Der erst 26 jährige Ausnahmekünstler feierte seine Premiere in Montreux bereits im Vorjahr und wurde für seine spektakuläre Performance gefeiert. Es sollte dieses Jahr nicht anders sein, bereits nach dem 2. Lied hatten sich auch die letzten Zuhörer von ihren Sitzplätzen erhoben und die gute Laune der Band riss das gesamte Publikum mit! Der Zustand könnte mit musikalischer Trance verglichen werden, die Besucher klatschten zum Takt der Musik und es hatte zufrieden lächelnde Gesichter weit und breit. Die gespielte Musik, die Trombone Shorty selbst als Supafunkrock bezeichnet, erfüllte sämtliche Erwartungen. Zum Abschluss der Zugabe lief Trombone Shorty zu seinem Hit „Do To Me“ duch das ganze Publikum und verteilte Handschläge, womit er wohl auch seine härtesten Kritiker überzeugte! Als ob das nicht schon ausgereicht hätte für ein überzeugendes Konzert legte er spontan noch eine Zugabe zur Zugabe obendrauf, wobei er seine Fertigkeiten an der Gitarre unter Beweis stellte.
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  17. Als um 2:00 Uhr morgens die Zuschauer aus dem Convention Centre strömten wurde eines schnell klar: Enttäuscht wurde hier niemand! Das Montreux Jazz Festival  übertraf alle Erwartungen spielend und machte einfach unglaublich viel Spass!