From Colorant Crane, 9 Years ago, written in Plain Text.
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  1. Chello zusammen
  2.  
  3. Ich habe mal den neuen Geschäftsprüfungsdelegationsbericht gelesen, der
  4. über die Aktivitäten 2015 der Schweizer Geheimdienstkontrolle informiert:
  5.  
  6. http://www.parlament.ch/d/dokumentation/berichte/berichte-aufsichtskommissionen/geschaeftspruefungskommission-GPK/berichte-2016/Documents/jahresbericht-gpk-gpdel-2015-d.pdf
  7.  
  8. Wichtige Punkte:
  9. ================
  10.  
  11. - S.63: Die GPDel hat an durchschnittlich 11.5 Tagen im Jahr 2015 die
  12. Nachrichtendienste kontrolliert (auch Militärnachrichten MND; nicht nur
  13. NDB).
  14. - S.64: MND wird irgendwie geartet gestärkt.
  15. - S.65: Offenbar war der BND für eine Gruppe "Luftkriegsführung"
  16.         zuständig; das macht jetzt der MND.
  17. - S.65: Die GPDel sieht die "Kabelaufklärung" schon im Kommen.
  18. - S.65ff.: Der NDB hat seit 2011 1.5 Millionen Datensätze aus
  19.            Flugpassagierdaten erhalten. Dabei hat er Recht
  20.            übertreten, weil er auch Schweizer Passagierdaten
  21.            erhalten und verwertet hat.
  22.            (Presse hat dazu berichtet. [0])
  23. - S.67: Offenbar hat der Bundesrat zum ersten Mal ein Tätigkeitsverbot
  24.         ausgesprochen, seit dem die Möglichkeit dazu (BWIS II light)
  25.         besteht.
  26. - S.68: Noch immer (seit 2003 (und speziell 2007)) überprüft die GPDel
  27.         die Rechtmässigkeit der Funkaufklärung; hier könnte einmal eine
  28.         Klage wohl helfen, dieser Massenüberwachung ein Ende zu setzen.
  29. - S.68: Die "geheimen" VBS-Projekte scheinen eine obskure Finanzierung
  30.         zu haben, wo Schritte da zu sein scheinen, das ein bisschen
  31.         sauberer (schweizerischer?) zu machen.
  32. - S.68: Im Austasuch mit der AB-BA (Aufsicht über
  33.         die Bundesanwaltschaft) wurde Probleme erkannt, wo das
  34.         Treiben von NDB und BA (unter dem NDG) zu Konflikten führen.
  35.         Im Bericht gehts an der Stelle um Ermittlungen der BA im
  36.         Staatsschutzbereich, d. h. gerade diese wird auch schon
  37.         präventiv tätig, wenn klar Gefahren für die Schweiz sichtbar
  38.         werden. Dafür braucht es keinen NDB. Wird der zudem mit dem
  39.         NDG aufgerüstet, entstehen Zuständigkeitsprobleme. Zudem kann
  40.         gemutmasst werden, dass der Informationsfluss BA-NDB eher
  41.         abnimmt, wenn ein eigentlicher mächtiger NDB mit dem NDG
  42.         entsteht, und dieser quasi nimmer auf die BA angewiesen ist,
  43.         "Gefahren" für die Schweiz zu entdecken (bzw. zu fabrizieren).
  44. - S.69: Etwas besorgniserrend erscheint, dass es für die
  45.         Datenbanksysteme des NDB offenbar Rechtstexte
  46.         (konkret: Verordnungen, die vom Bundesrat erlassen werden)
  47.         gibt, die nicht publiziert sind und trotzdem gelten oder in
  48.         anderen Fällen einfach fehlerhaft sind.
  49. - S.70: Obwohl eigentlich der NDB Open-Source-Intelligence OSINT
  50.         betreiben darf und können sollte, screent vor allem offenbar
  51.         die Bundeskriminalpolizei BKD das Internet nach "strafbaren
  52.         Inhalten".
  53. - S.70ff.: Interessant für eine BGÖ-Anfrage erscheint, dass auf Grund
  54.            der Snowden-Enthüllungen der Grundauftrag des NDB sich
  55.            offenbar schon 2014 geändert haben soll. Da wäre spannend
  56.            zu wissen, was denn der NDB noch nicht wusste, was er erst
  57.            aus der Zeitung erfahren haben soll.
  58. - S.70: Offenbar enthielt der neue Grundauftrag die Möglichkeit, dass
  59.         der NDB Überwachungsdaten ein bisschen weiteren sharen kann.
  60.         Die GPDel hat da eingeschritten und die Praxis dürfte sich
  61.         seit Mitte Dezember 2015 (offiziell) geändert haben.
  62. - S.71: Nochmal schön zusammengefasst im Bericht; aus den 20.5
  63.         Stellen, die in der Botschaft zum NDG stehen, sind schon
  64.         (anerkannte) 80 geworden.
  65. - S.72ff: Der NDB hat die Freitextsuche entdeckt. Im System mit
  66.           dem weltpolitisch mittlerweile ungünstigen Namen "ISIS" war
  67.           eine Volltextsuche nicht möglich, weil Datensätze
  68.           absichtlich als Bilddaten abgelegt wurden; neue soll
  69.           ein bisschen XKeyscore- oder "Google-I-Feel-Lucky"-
  70.           Funktionalität ermöglicht.
  71. - S.75: Offenbar verfügt der NDB mittlerweile über ein
  72.         Risikomanagement in Sachen Informatik; als das letzte
  73.         Mal jemand mit Festplatten aus dem Berner Pentagon lief,
  74.         war das direkt der wichtigste Datenbankadministrator und
  75.         es gab gar kein Risikomanagent. Noch aber sind nicht alle
  76.         Massnahmen ergriffen, so dass Luft für Skandale bleibt.
  77. - S.76: Es gibt externe Mitarbeitende, die keine Bundesangestellte
  78.         sind, und privilegierte Zugänge zu NDB-Systemen, -Personen
  79.         oder -prozesse haben. Nicht alle sind "sicherheitsüberprüft".
  80. - S.79: Sehr schön ist, wie die GPDel nach einem Treffen mit der
  81.         französischen Geheimdienstkontrolle zu verstehen beginnt,
  82.         was das NDG überhaupt bedeutet [dass es den Zuständen da
  83.         nahe kommt].
  84.  
  85. Greets
  86.  
  87. Hernani
  88.  
  89. [0]
  90. http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/nachrichtendienst-erhaelt-auch-flugdaten-von-schweizern/story/25125843